Alexandru Dorobantus bietet uns als Experte im Zahlungsverkehr Einblicke über seinen Werdegang und wie entscheidend ein zukunftsweisender Zahlungspartner in Zeiten der sich immer schneller wandelnden E-Commerce- und Zahlungsbranche ist.
Obwohl Alexandru Dorobantus zu Beginn seiner Karriere nicht unbedingt im Zahlungsverkehr arbeiten wollte, dauerte es nicht lange, bis er genau dort seine Berufung fand. Alexandrus Weg in die Branche des Zahlungsverkehrs begann mit seinem ersten Job bei Smart2Pay im Produktbereich. Er gab zu, dass er nicht gerade begeistert davon war, was vor ihm lag. „Ich hatte gerade einen Abschluss in Informatik gemacht und wusste nichts über den Zahlungsverkehr. Außerdem kannte ich niemanden, der in diesem Bereich arbeitete. Ich nahm einfach an, dass es ein bisschen irrelevant und langweilig sein würde.“
Doch die Komplexität, das hohe Tempo der Evolution und der Einfluss, welchen der Zahlungsverkehr als Schlüssel für den Handel, die Globalisierung und das zukünftige Geschäftswachstum darstellt, inspirierte ihn und weckte seine Leidenschaft für den Zahlungsverkehr.
Heute ist er als Senior Director Global Payments bei Delivery Hero und sein Team der Dreh- und Angelpunkt des Lieferdienstes, der in über 70 Ländern verfügbar ist und bis zu 2,2 Milliarden Menschen beliefert. In seinem zehnjährigen Berufsleben hat Alexandru gelernt, was auch andere Unternehmen inzwischen erkannt haben: wie entscheidend der Zahlungsverkehr ist.
Alexandru kam 2016 zu Foodpanda, kurz darauf wurde das Unternehmen von Delivery Hero übernommen. Er legte damals mit dem dreiköpfigen Zahlungsteam von Foodpanda den Grundstein für die heutige globale Fintech-Abteilung von Delivery Hero, in der jetzt Hunderte Mitarbeiter beschäftigt sind.
Nach einer zweijährigen Tätigkeit als Leiter des Zahlungsverkehrs für ein deutsches E-Commerce-Unternehmen und einem unglücklichen Jobwechsel zu einem Reise-Startup während der Pandemie – „Ich wurde entlassen, bevor ich überhaupt anfangen konnte“, scherzt er – kehrte Alex 2020 zu Delivery Hero zurück. „Delivery Hero ist jetzt ein ganz anderes Unternehmen als damals“, erzählt er. „Wir arbeiten in anderen wirtschaftlichen Zeiten, mit anderen Prioritäten und Perspektiven. Wir sind jetzt ein wirklich reifes Unternehmen“.
Heute beschäftigt Delivery Hero weltweit und in seiner Zentrale in Berlin wesentlich mehr Zahlungsexperten. Alexandru leitet ein Team, das für die globalen Zahlungspartnerschaften, Akzeptanzraten und die Kosten pro Bestellung verantwortlich ist. Sein Team betreut unternehmensweite Zahlungsprojekte, die für wichtige Kennzahlen zu Kunden-UX, Geschäftswachstum und Kosteneffizienz verantwortlich sind. Er sieht seine Rolle im Zahlungsprozess als Enabler für das Geschäft sagt er:
„Du kannst die beste App der Welt haben, die beste Restaurantauswahl und die besten Lieferanten, doch wenn Kunden ihre Bestellung nicht bezahlen können, verlierst du sie.“
Alexandru spricht auch über den subtilen Wandel im E-Commerce, der sich von der reinen Ermöglichung von Zahlungen zu einer eigenständigen Geschäftsfunktion entwickelt. „Große Unternehmen sitzen auf Millionen von Transaktionen ... vermutlich werden sie schon bald damit Geld verdienen wollen, einen größeren Teil des Zahlungsprozesses selbst zu übernehmen.“
Das bedeutet jedoch nicht, dass Alexandru für einen Alleingang der Marken plädiert. Er betont, dass der wichtigste Aspekt seiner Arbeit immer die Auswahl des richtigen Zahlungspartners sein wird. „Wir werden uns ständig weiterentwickeln und neue Dinge ausprobieren wollen. Dazu brauchst du einen Partner, der die individuellen Aspekte deines Unternehmens und die wirtschaftlichen Bedingungen in deinen Märkten versteht. Du musst ihm vertrauen können, dass er dir die richtige Richtung angibt. Denn ein schlechter Zahlungspartner wird dich um Jahre zurückwerfen.“
Die Herausforderungen bei Delivery Hero sind aufgrund der starken Präsenz in den Schwellenländern recht komplex. Alexandru erklärt, dass die Abwicklung von Zahlungen in traditionellen E-Commerce-Märkten wie den USA oder Westeuropa aufgrund der vielen soliden Zahlungsprodukte vergleichsweise einfach ist. „Die Herausforderung besteht darin, effiziente Zahlungen auf der ganzen Welt lokal, aber in einem globalen Rahmen zu ermöglichen. Dazu brauchst du lokale Acquiring-Connections, lokale Zahlungsmethoden und lokale Systeme mit lokalem Know-how.“
Alexandru geht davon aus, dass die großen PSPs in den nächsten fünf bis zehn Jahren der Forderung der Händler nachkommen werden, die Navigation in den einzelnen Märkten über eine einzige Plattform zu erleichtern. „Die erfolgreichsten Zahlungsabwickler werden diejenigen sein, die über traditionelle Märkte hinaus, Beziehungen zu lokalen Systemen, Acquirern und Regulierungsbehörden in Ländern mit Wachstumspotential aufbauen. Im Moment gibt es jedoch nur sehr wenige Zahlungsdienstleister, die wenn überhaupt, eine wirklich globale Abdeckung bieten.“
Die technische Herausforderung ist dabei nicht wirklich das Problem, erklärt er. „Ich könnte jetzt eine E-Mail nach Pakistan senden und sie wäre in zwei Sekunden dort. Genau das sollte ich auch mit 10 Dollar machen können. Es ist im Grunde derselbe Prozess, Bytes zu versenden. Das Problem sind jedoch die komplexen rechtlichen Rahmenbedingungen rund den Zahlungsverkehr und Cross-Border-Zahlungen, die durch immer neue vielfältige Zahlungsmethoden, noch verschärft werden.“
Zum einen gibt es kulturelle Unterschiede zwischen den Ländern und zweitens fehlt dabei eine einheitliche Regulierung. Die Interoperabilität der Bankensysteme und uneinheitliche Standards machen den Prozess noch komplizierter. “Stell dir mal ein einziges globales Authentifizierungssystem vor”, träumt er.
Alexandru fährt fort, „Es lässt sich der Trend erkennen, dass Unternehmen ihre eigenen Wallets für Zahlungs entwickeln“ – dazu nennt er die Wettbewerber Rappi und Grab. „Stell dir mal vor, TikTok würde eine Zahlungs-App entwickeln. Auf einmal ist es nicht mehr schwierig, sich eine Welt vorzustellen, in der traditionelle Kreditkartenzahlungen, wie wir sie seit jeher kennen, einfach nicht mehr existieren.“ Alexandru ist lange genug im Zahlungsverkehr tätig, um anzuerkennen, dass die Ambitionen der Marken und die Wünsche der Kunden nicht als einzige Faktoren entscheidend sind. „Jede neue Zahlungsmethode bringt für Händler eine ganze Reihe von Fragen mit sich: Welche Daten werden weitergegeben? Wie ist die Gebührenstruktur aufgebaut? Wem „gehört“ der Kunde? Wird sie für alle Händler verfügbar sein?“
Diese Unvorhersehbarkeiten mögen für manche zwar beängstigend sein, Alexandru ist jedoch an Veränderungen gewöhnt. Delivery Hero hat seit der Gründung im Jahr 2011 mehrere Unternehmen übernommen, ein großer Teil von Alexandrus Arbeit besteht darin herauszufinden, was mit den übernommenen Zahlungssystemen geschehen soll. „Natürlich sind diese Unternehmen oft gut im Geschäft und oft besser auf ihre Märkte aufgestellt als wir. Wir müssen also herausfinden, an welcher Stelle wir Mehrwerte schaffen können, sei es durch unsere Technologie, unsere Kontakte oder unser Fachwissen.“
Mit Betrieben in über 70 Ländern sind widersprüchliche Prioritäten manchmal unvermeidlich, sagt er. In der Regel wird jedoch die höchste Kapitalrendite angestrebt, ohne sich dabei nur auf die großen Umsatzmärkte zu konzentrieren. „Ich schaue immer darauf, wo wir das größte Wachstumspotenzial haben“, ergänzt er.
Was das nächste Jahrzehnt im Zahlungsverkehr hervorbringen wird, bleibt abzuwarten. Eines scheint jedoch sicher, Alexandru wird ganz vorne dabei sein. Es liegt zu tief in seiner DNA, als dass er sich etwas anderes vorstellen könnte. Ganz anders als der junge Absolvent, der einst dachte, Zahlungsverkehr wäre langweilig.